Interview
aus dem PROUD TO BE PUNK-"Nr.5" (Dezember 2004)
Es
sind mittlerweile schon einige Jährchen ins Land gezogen, seitdem
ich auf eine kleine Anzeige des Marienberger D.I.Y.-Labels Trümmer
Pogo Tapes in der ersten und wohl auch einzigen Ausgabe des Senftenberger
"Verdammt noch mal!"-Fanzines aufmerksam wurde und daraufhin
bei Prelle deren aktuelle Mailorderliste, die hauptsächlich sehr
preisgünstige Demotapes und Tapesampler umfasst, orderte, woraufhin
sich allmählich eine zwar lockere, aber dennoch gute Brieffreundschaft
zwischen uns aufbaute. Als ich gemeinsam mit Martin vom ehemaligen "The
riot in your head"-Fanzine aus Geyer im Jahre 2000 einen Molotow
Soda-Gig in der nun leider geschlossenen Kniebreche im erzgebirgischen
Zöblitz besuchte, bot sich mir auch endlich die Gelegenheit Prelle
sowie Roy - den zweiten Mann im Trümmer Pogo Tapes-Imperium - einmal
persönlich kennen zu lernen. Im Verlaufe der vergangenen Zeit hat
sich vor allem zwischen Roy und mir eine recht gute Freundschaft entwickelt,
da er mir mittlerweile sozusagen als "Ersatzfreundin" dienlich
ist und wir eigentlich fast jedes Wochenende miteinander verbringen, d.h.
alle nur erdenklichen Konzerte in unserer Umgebung sowie Festivals in
der ganzen Bundesrepublik und den angrenzenden Ländern, wie z.B.
Polen oder Tschechien, besuchen, um nicht aus lauter Langeweile in den
heimischen 4 Wänden verschimmeln zu müssen. Darum ist es auch
nicht unbedingt verwunderlich, dass wir schon die ein oder andere Krise,
bei denen unsere Meinungen hin und wieder stark auseinanderdriften, gemeinsam
meistern mussten - ich erinnere z.B. nur daran, wie wir aufgrund meiner
nicht vorhandenen Fähigkeiten, eine Straßenkarte zu entziffern,
über 9 Stunden lang das Halny-Festival in Polen suchen mussten, bis
wir gegen 4.00 Uhr morgens mitten auf einem schier unpassierbaren Waldweg
die deutsche (!) Festivalveranstalterin antrafen, die uns glücklicherweise
den Weg beschrieb, so dass wir unser angestrebtes Ziel letztendlich doch
noch erreichten und 2 äußerst geile Tage hier verbrachten.
Jedenfalls ist mir Roy aufgrund seiner offenen, liebevollen und ehrlichen
Art ziemlich ans Herz gewachsen und ich will unsere Freundschaft nicht
missen, zumal wir ja gemeinsame Vinylveröffentlichungen für
die Zukunft geplant haben und gerade den schwierigen Versuch unternehmen,
ein Crust-Punk-Projekt an den Tag zu legen. Auch der nicht unbedingt sehr
gesprächige Prelle ist ein äußerst sympathischer, der
unseren angesprochenen Spritztouren leider nur recht selten beiwohnen
kann, da er einen großen Teil seiner Zeit aufgrund seiner Arbeitsstelle
in Dresden verbringen muss. Jedenfalls kann ich meiner werten Leserschaft
nur ans Herzen legen, sich unbedingt die aktuelle Trümmer Pogo Tapes-Mailorderliste
unter folgenden Adressen zuzulegen, da diese wie schon erwähnt preislich
unschlagbar ist und zahlreiche rare Demotapes für euch bereithält!
Zu Beginn dieses Frage-Antwort-Spielchens bin ich ja regelrecht dazu gezwungen,
euch darüber auszuquetschen, wie ihr auf diesen Lebensweg aufmerksam
wurdet, was euch dazu bewegt hat, selbigen einzuschlagen, wie ihr auf
den Gedanken gekommen seid, das Label auf die Beine zu stellen und welche
Ziele ihr mit euren szeneinternen Aktivitäten verfolgt...
Prelle:
Tja, wie sind wir drauf gekommen? Gerade nach der Wende hatten wir hier
im Osten ja einen enormen Nachholebedarf in allem, also auch in Sachen
Musik. Damals war alles was "Alternativ" war echt interessant
und spannend. Wir kannten ja nix. Ich weiß noch, wie wir in der
Schule, wir gingen in die 7. oder 8. Klasse, verzweifelt versuchten die
neue "andere" Musik aufzutreiben. Wenn jemand ein Tape hatte,
wurde es x-mal überspielt, Geld hatten wir ja kaum als Schüler.
Das war dann anfangs Metal und hauptsächlich Death Metal, es konnte
nicht brutal genug sein.
Aber irgendwann ging uns dieses ganze religiöse und vor allem "satanistische"
Rumgepose der meisten Metalbands total auf den Sack. Das war nicht unser
Ding. Da mußte es doch mehr geben... Und da gab es dieses Zauberwort:
PUNK! Ich weiß auch noch wie wir beide ohne irgendeinen Plan in
den örtlichen Musikladen gingen und nach Punkrock fragten. Der Verkäufer
holte so´ne Kiste hervor, wo dann allerhand CD´s drin waren.
Wie gesagt, wir kannten davon nix weiter. Roy entschied sich für
DIE DEUTSCHE PUNKINVASION Sampler CD und ich nahm die CANALTERROR-"Zu
Spät" mit, welche ich heute immer noch gerne höre. So kam
das dann ins Rollen. Wir bestellten den A.M. MUSIK Mailorderkatalog und
so kam man dann an mehr Musik + Adressen. U. a. kauften wir irgendwo diese
MORE NOISE COMPILATION Tapesampler. Die gefielen uns echt gut und wir
waren total begeistert, mit welchen einfachen Mitteln man einen geilen
Sampler zusammenstellen kann. "Das könnten wir auch mal machen",
dachten wir uns. Und so gings los, jeder schreibt Bands an, man bekam
Kontakte zu anderen Leuten. Das ganze machte zudem noch einen riesen Spaß!
Rausgekommen ist dann irgendwann unser erster Tapesampler, der PISSBIRNENZEIT
Sampler. Das muß so 1994/1995 gewesen sein. Es war einfach geil,
selbst was für seine Musik zu tun, dieses D.I.Y. Ding hat uns von
Anfang an richtig infiziert und man bekam den Punk-Virus nicht mehr los!
Es ist einfach genial, sich mit Leuten zu treffen/schreiben die genauso
drauf sind. Scheiß drauf, was andere denken und machen, wir hatten
unser Ding gefunden und konnten allen anderen Spießern den Stinkefinger
zeigen!
Roy: Hi Jan, danke erst einmal für das Inti und Verzeihung, es lag
an mir, daß das Frage-Antwort-Spiel mal wieder länger gedauert
hat ...alte Männer und ihre Probleme!
Das eigentliche Ziel von uns ist mit unseren Mitteln Bands und Labels
zu unterstützen in Form von unserem Versand und mit unseren Labels.
Ich denke es funktioniert, es müsste halt nur mehr Leute wie uns
geben ...wichtig ist es muß weiter gehen!
Da
ich nicht unbedingt gewillt bin, großartige Kompromisse eingehen
zu müssen, bin ich recht froh darüber, meine Labelarbeit in
Eigenregie gestalten zu können, während meine fleißigen
Mitstreiter wiederum essentiell für den Fortbestand dieses Heftchens
sind. Ich stelle mir es manchmal ziemlich schwierig vor, in dieser Hinsicht
stets die Vorstellungen des anderen berücksichtigen zu müssen.
Wie habt ihr dieses Hürde bislang zu meistern gewusst?
Prelle:
Das war/ist in der Tat manchmal ein großes Problem. Da wir beide
in der Hinsicht ziemliche Dickschädel sind, habe wir manchmal über
ganz banale Dinge wie z.B. Layoutgestaltung stundenlag gestritten. Natürlich
ist dann oft an manchen Tagen nix fertig geworden. Das ist also auch mit
ein Grund, warum unsere Veröffentlichungen manchmal etwas länger
gedauert haben. Aber irgendwie haben wir es doch immer wieder geschafft,
uns zu einigen. Und sowas zusammen auf die Beine zu stellen macht auch
mehr Spaß als alles im Alleingang zu kreiiren, muß man im
nachhinein sagen.
Roy: Am Anfang war es OK, nach dem 4. Tapesampler hatten wir verschiedene
Vorstellungen wie wir den näxten Sampler aufbauen sollten. Es kam
zum Streit und jeder hat seinen eigenen Sampler gemacht (Prelle: SICKING
HUMANS und ich: STRATEGIE DER UNTERDRÜCKUNG
-Do-Tape). Was dann
auch der richtige Weg war , weil jetzt hat jeder seine eigenen Sachen
am Start. Truemmer-Pogo läuft auch gut zur Zeit, also ich denke wir
können uns nicht beschweren! Wenn mehrere Leute was machen, ist es
klar, daß es da immer wieder Konflikte geben wird, in einer Band
ist es ja auch so.
Obwohl
Trümmer Pogo Tapes als von euch beiden betriebenes Label weiterhin
existent und auch produktiv ist, hat jeder von euch vor einiger Zeit ein
eigenes Label ins Leben gerufen - Prelle hat Prelle Records und Roy hat
aktiver Ausstand in Plastik für Vinyl- sowie Aufnäher, Sticker,
Nieten für Tapeveröffentlichungen gegründet. Worin sind
die Gründe zu sehen, dass jeder von euch beiden sich somit eine Grundlage
aufgebaut hat, um zukünftig die Möglichkeit zu besitzen, auch
im Alleingang den ohnehin schon überfüllten Markt mit Produkten
made in Marienberg zu belästigen? Welche grundlegenden Unterschiede
seht ihr in beiden Sublabels, zumal Prelle sich ja zu meiner großen
Freude eher auf HC- und Crust-Punk eingeschossen hat, während Roy
größtenteils ja weiterhin dem Deutschpunk frönt?
Prelle:
Das dann jeder nebebei noch seine eigenen Sachen veröffentlicht hat,
hat glaube ich viel mit den sich entwickelten Musikvorlieben zu tun. Wir
hätten wohl dann gegenseitig zu viele Kompromisse eingehen müssen,
und zum Schluß hätte das fertige Produkt keinem von beiden
richtig gefallen. Es ist mittlerweile aber auch so, daß wir das
zeitlich nicht mehr hinbekommen würden, wenn wir alles zusammen machen
und absprechen würden. Wir sind derzeit beide Schichtarbeiter, und
jeder der schonmal in Schichten gearbeitet hat, weiß was ich meine.
Zumal ich (Prelle) jetzt die meiste Zeit in Dresden verweile. Unsere letzten
gemeinsamen Aktivitäten waren auch eher im Vinyl-Bereich und unser
Mailorder natürlich. Siehe die jetzt auch endlich fertig gewordene
TODSCHICKER,-LP, welche es für 7,- € bei uns zu erwerben gibt.
Roy: Der Unterschied zwischen unseren Solo-Labels und Truemmer-Pogo ist
der, daß dort jeder das macht, was wir mit T.-Pogo nicht so zusammen
machen würden. Das heißt, daß was auf Tr.-P. rauskommt
ist einstimmig! Ich muss sagen, daß AAIP sich in der Richtung entwickelt,
daß ich einige Projekte nur mit finanziere, um gewisse Produktionen
zu realisieren! Ich finde das OK so. Ich meine, Jan du hast ja auch drei
Bands am Start und jede ist komplett was anderes als die andere. Warum
macht man das, frage ich dich zurück ....!!!
Prelle
hat ja vor geraumer Zeit ein Split-Tape mit der HC-Punk-Fraktion von Gashebel
und den österreichischen Jungs von Skeptic Eleptic veröffentlicht,
dessen Gewinne in die Arbeit regionaler Antifa-Gruppen fließen sollte.
Wie kam diese Veröffentlichung zustande, zumal die Stile beider Bands
ja unverkennbar unterschiedlicher Natur sind und wo sind die Einnahmen
dieses Benefiz-Tapes hingeflossen?
Prelle:
Ja das SKEPTIC ELEPTIC/GASHEBEL-Splittape. Ich wollte halt unbedingt mal
ein Benefiztape machen, da bei uns in der Gegend und allgemein in Sachsen
die Nazi´s doch recht rege waren/sind. Der Kontakt zu den Bands
kam ganz normal zustande, sprich ich habe diese kontaktiert. Und das waren
nicht die einzigen. Du glaubst gar nicht, wieviele Bands es nicht mal
für nötig hielten überhaupt zu antworten, selbst bei so´ner
wichtigen Sache wie ein ANTIFA Benefitztape. Und da waren auch viele ach
so ultra korrekten Bands dabei.
Zum Thema Einnahmen: Am Anfang habe ich alles genau auf jeden Cent aufgeschrieben.
Irgendwann wurde das aber immer komplizierter, da z. B. viele Leute nur
noch getauscht haben. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist auch nicht wirklich
Gewinn mit dem Tape gemacht worden. Ich habe mir das so überlegt,
daß ich einfach wenn der Großteil dieses Tapes weg ist, von
mir "privat" eine größere Spende überweise werde.
Ich denke bei der ANTIFA aus Pirna und Umgebung wird das Geld am dringendsten
gebraucht, da diese Gegend eine echte Nazihochburg ist!
Tja,
und wo ich doch soeben gänzlich unverhofft die Arbeit besagter antifaschistischer
Gruppen angesprochen habe, würde es mich schon einmal interessieren,
wie ihr selbige bewertet. Während die hiesige Antifa einerseits bezüglich
ihrer angeblichen Kleinkariertheit und Intoleranz von gewissen Persönchen
oftmals verhöhnt, ja gar verachtet wird, betrachten andererseits
wiederum viele Leute die von ihnen betriebene Arbeit als essentiellen
und demzufolge auch unterstützenswürdigen Bestandteil unserer
Szene.
Prelle:
Antifaschismus sollte selbstverständlich sein. Dennoch finde ich,
die reine ANTIFA und PUNK Szene sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Klar stimmt man im Grundsatz überein (es sollte zumindest so sein!),
aber in Antifa-Gruppen sind soviele verschiedene Leuten aus den unterschiedlichsten
Schichten der Gesellschaft. Viele können da sicherlich mit dem gemeinen
Punkrocker auch nicht soviel anfangen. Ich persönlich finde das eine
wichtige und unterstützenswerte Sache. Ich habe echt Respekt vor
den Leuten, die sich Woche für Woche gezielt den Faschoaufmärschen
entgegen stellen. Viele wissen garnicht, was das oftmals auch für
eine organisatorische Arbeit ist. Das geht bei Flyer drucken schon los,
ich kenn das ja von unserem Label. Bei allem Gestreite untereinander düren
wir nicht das Wesentliche aus den Augen verlieren! Sonst lacht sich doch
der Faschowixer bzw. der Staat über UNSERE Kleinkariertheit kaputt!!
Roy: Ich wünsche mir auf alle Fälle eine stärkere Antifa
in unserer Region. Ich weiß, daß ich da auch meinen Beitrag
dazu tun muß. Am besten wäre natürlich ´ne ANTIFA
MAB. Da wäre einiges besser hier.
Schmiedet
ihr schon Pläne betreffs zukünftiger Outputs unter dem Banner
von Trümmer Pogo Tapes?
Prelle:In
Planung ist derzeit eine EP der Dresdner SCHEUERHADERS, guter Deutschpunk
nach Dresdner Art sozusagen. Dann werden wir uns an der PROFIT & MURDER
EP beteiligen, die kommen aus Bremen und spielen allergeilsten HC/Crust-Punk!
Das wird der Hammer (würde Wahnfried sagen...). Beteilgt wird sich
auch noch an der neuen CD von DESARME aus Peru(!). Wir sind zwar der CD
eher abgeneigt, aber dieses Projekt macht 100%ig Sinn, denn die Leute
da unten haben kaum Geld eine Veröffentlichung herauszubringen und
brauchen unsere Unterstützung! Außerdem noch eine EP von MOTRAS
und deren demnext erscheinenden LP als coole Tapeversion (77er Punk aus
Chemnitz). Ach ja, ´ne 16-Song EP von den DIRTY DIRKS aus Dresden
erscheint auch noch irgendwann. Zudem noch ein paar andere Tapeprojekte
auf unseren eigenen Sub-Labels.
Roy: Zu neuen Truemmer-Projekten außer die, die zur Zeit laufen:
einen neuen Videosampler würde ich gerne machen, der den ersten in
nichts nachsteht, sowie mal wieder ein gemeinsames Sampler-Projekt. Nur
das muß dann schon etwas ausgefallener sein. Und weiter Platten
zu machen, von allen Punk-styls, denn das ist für mich Tuemmer-Pogo,
eben das wir uns nicht in eine Richtung spezialisieren, sondern alle haben!!
Außerdem ist auf A.A.I.P. gerade die ABRISS WEST/WEHRLOS-Split LP
erschienen, wovon es nur 300 Stück geben wird!
Neben eurem kleinen Label betreibt ihr noch einen sehr preisgünstigen,
mittlerweile schon einige Raritäten umfassenden Mailorder. Aus welchen
Gründen heraus habt ihr euch dazu entschieden, besagten Vertrieb
nach und nach aufzubauen? Auffällig ist zudem, dass ihr einer der
wenigen Mailorder seid, der ein äußerst umfangreiches Angebot
an Demotapes und Tapesamplern im Repertoire hat. Hat sich dieser Zustand
ganz von allein ergeben oder habt ihr euer Augenmerk schon von Anfang
an auf diese beliebten Magnettonbänder gelegt?
Prelle:
Der Mailorder ist dadurch entstanden, daß viele Leute ihre Outputs
mit uns getauscht haben. Das ganze ist immer mehr gewachsen und umfangreicher
geworden, da wir ja auch immer mehr Veröffentlichungen mit der Zeit
rausgebracht haben. Mittlerweile läuft der Mailorder mit gleichem
Stellenwert zu unseren Veröffentlichungen und umfasst mehrere hundert
Artikel von Tapes über Vinyl, Zines, Buttons, T-Shirts usw. Dabei
wollen wir CD´s zum großen Teil aus dem Programm raushalten,
die gibtz eh schon überall und in jedem Mailorder zu kaufen. Wir
sind halt Vinyl- und Tapefreaks. Ist sowieso mehr Punkrock. Mitterweile
ist es aber echt schwierig geworden gute Tapes anzubieten, dank CD-R.
Nachdem sich Vinyl in der Szene etabliert hat, heißt die Losung
"Save the Tapes", denn die gute alte Kassette ist echt am aussterben.
Es gibt auch kaum noch Bands, die ihr Demo auf Tape unter die Leute bringen.
Roy: Der Truemmer-Pogo Mailorder ist unser Fundament, weil ohne den hätte
ich wahrscheinlich nicht jede Woche den Kontakt mit Prelle, den man haben
müsste, da Prelle in Dresden ist und ich in Mab. Da verliert man
sich schnell aus den Augen, aus diesem Umstand hat sich das alles schon
erschwärt, nur ich denke wir haben´s mittlerweile hinbekommen!
Den Versand gibt's seit wir angefangen haben.
Dank
Seb`s - dem Betreiber der sehr informativen Internetsite www.sachsenpunk.de
- fleißiger Hilfe findet man euch ja seit einigen Monaten unter
www.truemmer-pogo-tapes.de.vu auch im worldwide web, wo der werte Punkrockpöbel
u.a. alle wichtigen Informationen bezüglich eurer Labelarbeit erfahren
und eine recht umfangreiche Bildergalerie bestaunen kann. Welchen Stellenwert
nimmt besagte Homepage innerhalb der von euch betriebenen Szeneaktivitäten
ein? Außerdem ist mir aufgefallen, dass ihr keine Rubrik hinsichtlich
eures Mailorderangebots habt einrichten lassen. Wäre dieser Schritt
eigentlich nicht recht sinnvoll, um zukünftig mehr Artikel absetzen
zu können oder ist euch diese Methode der Bestellung einfach zu unpersönlich
bzw. würde zu viel Arbeit für euch bedeuten?
Prelle: Die Homepage ist noch ´ne klasse Ergänzung zu unserem
Label und Mailorder. Hierfür nochmal Big Thanx an Seb, der sich um
die Seite kümmert, da wir PC-technisch ziemliche Nieten sind. Ist
´ne gute und vor allem preiswerte Möglichkeit sich über
uns zu informieren bzw. in Kontakt zu kommen ( www.truemmer-pogo-tapes.de.vu
). Unser Mailorderprogramm werden wir aber nicht ins Netz stellen, dazu
fehlt uns vor allem die Zeit um die wahrscheinlich höhere Zahl der
Bestellungen zu bearbeiten. Wir gehen derzeit ja beide malochen, und außerdem
soll das ganze hier ja nicht in Streß ausarten, sondern noch Spaß
machen. Außerdem müßten wir den Seb dann fast täglich
nerven, und den armen Kerl wollen wir ja nicht überstrapazieren,
haha.
Roy: Eine www Adresse zu haben ist einfach praktisch, weil es geht übers
Netz vieles schneller und ist kostenmässig sparsamer! Denn jemand
aus Shanghai kann auf unsere Seite gehen und sieht was wir machen und
was weiß ich nicht alles. Schick dem mal einen Flyer! Das Problem
ist bei uns die Aktualisierung. Das liegt zum einen an uns und zum anderen
an unserer Webfrau Seb.! Man möge uns verzeihen. Ich sehe auch noch
nicht so die Wichtigkeit für die Homepage. Es reicht mir, daß
wir eine Infoseite haben und alles weitere geht nur über uns. Wer
was will, muss sich auch drum kümmern, mussten wir früher auch
(damals noch über den alten Postweg). Auch das ist Punk. Wenn ich
jedem gleich das gebe was er will ist kein Reiz mehr da. Habe ich jedenfalls
so mitbekommen. Wir sind jedenfalls noch dabei. Denn ein Label, Versand
etc. zu haben heißt sich zu kümmern, sonst wird nichts. Ja
und was da so für Arbeit dahintersteckt wissen oft nur die, die´s
machen.
Durch einen relativ lockeren Briefkontakt mit dir, Prelle, ist mir
aufgefallen, dass du recht gern über diese Form zu kommunizieren
scheinst und dir obendrein einen äußerst netten Schreibstil
angeeignet hast. Kam in dir diesbezüglich nie einmal der Gedanke
der festen Mitarbeit an einem Fanzine auf? Ich kann mich ja noch ganz
düster an diverse Beiträge deinerseits, z.B. in dem vor vielen
Jahren erschienen "Verdammt noch mal!" aus Senftenberg erinnern...
Prelle:
Ja, in Deutsch war ich schon in der Schule immer gut, das fiel mir merkwürdigerweise
total leicht. Ehrlich gesagt fehlt mir dazu meist die Zeit und Motivation
mich an einem Zine zu beteiligen, geschweige denn selbst eins zu starten.
Und wenn man sowas macht, dann hasse ich es auch, wenn jemand alles nur
so total oberflächlich schreibt. Man sollte dann schon kontinuierlich
(komisches Wort ....schreibt man das überhaupt so?....) und mit Lust
und Laune dabei sein was zu schreiben. Das fehlt mir eben momentan.
Ihr
beide seid ja - ebenso wie meine Wenigkeit - kontinuierliche Konzergänger,
um der plagenden Langeweile des trauten Heims zu entfliehen. Folglich
dürften euch unter den von euch besuchten Gigs und Festivals sicher
einige in besonderer Erinnerung - sei diese nun negativ oder positiv -
geblieben sein, oder?
Prelle:
Konzi´s besuchen wir in der Tat recht häufig. Was soll man
denn auch sonst besseres abends machen? Wir sind jetzt seit fast 10 Jahren
auf Konzerten und so unterwegs, und klar ist da viel lustiges passiert.
Man hat schon so einiges erlebt. Lustig war beispielsweise die Rückfahrt
von der HöhNIE-Party 2000 in Peine mit dem Zug. Eben dieser Zug blieb
irgendwo mitten in der Pampa stehen, weil die Diesellock den Geist aufgegeben
hatte. 200 Punks im Zug und 2 Rentnerinnen, welche wohl Todesängste
ausgestanden haben müssen. War schon lustig anzusehen, als alle aus
dem Zug raus mußten und rings um den Zug lungerten. Wie gesagt,
irgendwo im nix.
Negativ fallen mir jetzt spontan die oftmals extrem nervende Asselpunk-Fraktion
und zwielichtige Oi-Deppen ein. Immer wenn solche Leute vermehrt auf Konzerten
auftauchen gibtz Streß. Bei einem Konzert in Dresden mußte
jede Band mehrmals unterbrechen, weil andauernd Schlägereien vor
der Bühne stattfanden. Hervorgerufen durch wohl wirklich extremen
Alkgenuß, was nicht mehr feierlich war. Die Leute rasteten bei jeden
Scheiß gleich total aus und wurden aggressiv. Die Stimmung war dann
natürlich auch im Keller.
Roy: Ich und Prelle führen einen Planer, wo wir die ganzen Konzi´s
und Partys reinschreiben wo wir mal waren. Ich mache das seit ´97,
bei Prelle weiß ich es nicht seit wann er das macht, ist sehr interessant,
wenn man das nach Jahren wieder aufschlägt. Erst da kommen oft die
Erinnerungen wieder! Wenn ich so darüber nachdenke, muß ich
sagen waren wir früher auch bei einigem Scheiss dabei! Ein lustiges
Konzerterlebniss: Bei Bautzen irgendwo war so´n Festival, Prelle
weiß noch den Namen! Jedenfalls haben wir die BRIEFTAUBEN dort gesehen
im Original, draußen war der erste Auftritt von GETRÄNKEUNFALL
aus Dresden! Die gibt's ja auch schon ein paar Tage nicht mehr. Alles
war sehr lustig irgendwie (es gibt da einiges zu erzählen) weil ich
und Prelle mit den Zug angereist sind als Kiddies. Wir hatten noch kein
Auto. Na jedenfalls haben wir EXPLOITED sausen lassen und sind mit dem
Zug nach Bautzen anstatt wieder zurück nach Dresden, aber Prelle
hatte es ja besser gewusst! Nun hab ich auch mal die Möglichkeit
das zu sagen. Dort mussten wir auf dem Bahnhof pennen, weil das der letzte
Zug war. Nur was man dort erlebt hat ....ich kann das gar nicht alles
aufschreiben.
Als die legendären Chaostage Mitte der 90er Jahre in Hannover
enthusiastisch wiederbelebt worden, habt ihr euch ja gerade dazu entschlossen,
diesen äußerst geilen Way of life fortan für euch in Anspruch
zu nehmen. Was war das für ein Gefühl, diese Massen an feiernden
und sich Straßenschlachten mit der Polizei liefernden Punks im Fernsehen
zu verfolgen? Außerdem würde mich interessieren, wie ihr besagte
Vorfälle im Nachhinein bewerten würdet, da ich auch schon recht
kritische Stimmen den Chaostagen gegenüber innerhalb unserer Szene
vernommen habe.
Prelle:
Damals waren wir ja so um die 15 Jahre alt und gerade erst mit dem Punkvirus
infiziert worden. War schon spannend das ganze zu verfolgen, wir hatten
aber weder Geld noch die Möglichkeit damals nach Hannover zu reisen.
Wir fanden das großartig, was dort abging.
Mittlerweile sieht man das bisschen anders. Gerade in punkto sinnloser
Zerstörung irgendwelcher Autos oder Plünderungen haben nichts
mit Punk zu tun. Trifft sowieso meist die falschen. Bei teuren Bonzen-Karren
oder z.B. McDonalds-Filialen wär´s aber schon wieder OK. Würde
echt mal wieder Zeit so´n gigantisches Punktreffen zu starten.
Roy: Bei den Chaostagen wäre ich sehr gerne dabei gewesen. Ich finde
es nicht schlecht eine Meute bunter Leute macht Action! Gewisse Idioten,
daß wissen wir alle, hast du überall. Das ist halt so ...so
wie eben jeder weiß, daß er mal sterben wird! Nur lass ich
mich wegen solchen nicht anpissen, man muss eben zeigen, daß es
auch bunte Leute gibt die anders drauf sind wie die Idioten. Ich war letztends
bei AUDIO KOLLAPS und hab dem Drummer von denen gesagt "
hab
dich 1995 bei n-tv gesehen wo du (damals noch RECHARGE) gewisse Statements
zur Situation sagtest. Ich fande deine Frisur geil und wie du halt mit
den Kameraleuten gesprochen hast. Das war unser richtiger Anfang damals,
wow ein gutes Gefühl daran zu denken!!! Punks lives...
Euer innerhalb Deutschlands wohl schon recht bekanntes Label feiert
in diesem Jahr ja sein 10-jähriges Bestehen, wofür ich euch
großen Respekt zollen muss, denn 10 Jahre sind eine nicht zu verachtende
Zeitspanne. Gab es in diesem Zeitraum nicht des hin und wieder Momente,
wo euch die Punkszene gehörig auf die Nüsse ging, da diese ja
nicht unbedingt nur von blühender Intelligenz bevölkert wird,
so dass ihr vielleicht mit dem Gedanken gespielt habt, diesem Dasein doch
lieber wieder den Rücken zuzuwenden?
Prelle:
Die gab´s bei mir recht wenig, aber es gab sie. Vor allem wenn ich
dieses üble Rumgeassel auf Konzerten und den Straßen sehe,
dann sage ich mir, das ist nicht mein Ding. Jeden Tag besoffen Leute anschnorren
und rumpöbeln ist doch totales Proll- und Assitum und geht mit meinem
Verständniss für Punk meilenweit auseinander.
Genauso ist es bei diesen unpolitischen (?) Oi-Deppen, die immer nur ihren
Spaß haben wollen und denen sonst alles scheißegal ist und
womöglich sogar mit Nazis einen saufen gehen würden. Auch stelle
ich persönlich bei mir fest, daß jetzt nach 10 Jahren Konzerten,
Party´s etc. irgendwie nix mehr neues zu entdecken gibt. Alles irgendwie
schonmal gesehen und erlebt. Es gibt auch kaum noch Bands, die mich jetzt
total umhauen würden. Ich denke mal, du weißt was ich meine,
eben Bands die einem diesen gewissen Kick geben. Aber der Szene den Rücken
zukehren? Ne, niemals könnte ich mir sowas vorstellen!
Roy: Daß die Szene einem auf die Nüsse geht, haben wir bestimmt
alle schon gedacht. Wenn man mal wieder was machen muß, wo man gar
nicht Bock hat, aber es muss halt sein ...Oder wenn dich gewisse "Szene"
Leute verkloppen wollen aus Gründen die sie selber nicht richtig
wissen oder wenn gewisse Flaschen mir erzählen wollen, was Punk ist,
und so weiter und so weiter ...
Aber es gibt auch große Momente, z. B. wo wir ´96 im ersten
VERSAUTE STIEFKINDER Album gegrüßt worden sind, oder wir nach
insgesamt zwei Jahren Verspätung dann doch mal die TODSCHICKER LP
in den Händen halten konnten. Oder die ganze "Konzertfamilie"
die wir immer wieder so bei diversen Konzi´s antreffen. Ein jeder
weiß, er ist ein Teil von dem was wir da in den Augenblicken für
uns so haben! Das sind einfach große Dinge für mich, die mein
Leben glücklicher und erfüllter machen als wie es sonst wäre.
Man muß die Sache schon irgendwie leben wenn man das verstehen will.
Das ist gerade das, was es eben so großartig macht, weil es eben
nicht jeder haben kann.
Sobald eine szeneinterne Krachcombo durch ihr Schaffen einen etwas
umfangreicheren Bekanntheitsgrad erreicht hat, muss sich besagte Band
oftmals gegenüber diversen Vorwürfen rechtfertigen, allmählich
ins kommerzielle Lager abzudriften. Einerseits vielleicht etwas übertrieben,
andererseits sicher berechtigt, würde ich diese Angelegenheit von
fall zu fall differenziert angehen. Natürlich bewegen sich einige
Kapellen in unseren Kreisen, die ihre einstigen Ideale mittlerweile des
Geldes wegen preisgegeben haben, andererseits fördern diese Bands
auch den notwendigen Nachwuchs und öffnen den etwas jüngeren
Leuten die Augen hinsichtlich des Punkrocks. Wo beginnt für euch
kommerzielles Handeln bzw. ab wann ist die Toleranzgrenze derart überschritten,
ein konsequentes Boykottverhalten an den Tag zu legen?
Prelle: Schwieriges Thema, was gerne diskutiert wird. Ich sehe das
auch so, daß man da nix verallgemeinern kann. Hat jeder so seine
eigenen Ansichten. Es gibt Leute, die sagen, es ist schon kein Punk mehr,
wenn Bands bei der GEMA sind.
Von mir aus können Bands versuchen von ihrer Musik zu leben. Irgendwie
muß man ja was zu fressen verdienen. Ich gehe ja auch arbeiten,
zumindest derzeit und warum sollte es nicht besser sein dann lieber das
zu machen was einem Spaß macht, sprich Musik zu machen.
Aufhören tut der Spaß für mich, wenn sich diese Leute/Labels/Bands
dann musikalisch danach richten, was sich gut verkauft. Ich mein, man
merkt das ja oft. Die Mugge wird massenkompatibler, diverse Labels bringen
nur noch Bands raus, die zur Zeit mit ihrem Sound angesagt sind etc. Auch
finde ich es absolut scheiße, wenn dann die Konzi´s oder Tonträger
zu teuren Preisen angeboten werden. Sowas muß man nicht mitmachen
und boykottieren, das ist dann nur noch Abzocke. Aber viele Leute scheint
es eh nicht zu interessieren, da wird schnell mal 12 € für´n
Konzert oder ´ne LP ausgegeben. Es sollte alles im erträglichen
Rahmen bleiben und wir müssen viel mehr an einem Strang ziehen und
solche hohen Preise ablehnen bzw. nicht bezahlen, dann kann man da auch
was bewirken!
Roy: Ich sag dazu fuck mainstream - love D.I.Y. Gedanken! Obwohl es auch
viele gute erfolgreiche Sachen dort gibt die mich beeinflusst haben /
tun / werden. Ich sag mal, wenn was kreativ und gut ist, geht es für
mich musikalisch OK! Was dann dahinter steht wissen wir alle nicht so
genau und es ist mir egal, die Ausbeutung ist überall, in jedem Buisness!
Vor allem in den vergangenen Monaten ist mir immer deutlicher bewusst
geworden, dass sich vor allem in unserer Region ein mich sehr beängstigender
Trend abzeichnet, dass man vielerorts auf Konzerten sich immer stärker
vermehrende, angeblich ganz unpolitische Oi!-Punks, prollige Skinheads
und schlagfreudige Fußballhooligans antrifft, die durch sexistische
oder rassistische Sprüche, Schlägereien und das bloße
Tragen von Eisernen Kreuzen bzw. ähnlichen Emblemen des 3. Reiches
und T-Shirts hinterfragungsunwürdiger Combos, wie z.B. Endstufe oder
Kampfzone, die Atmosphäre an besagten Abenden erheblichen stören.
Mittlerweile macht es schon gar keinen richtigen Spaß mehr, Konzerte
in bestimmten Clubs aufgrund des zwiespältigen Publikums zu besuchen,
so dass viele in meinen Augen korrekte Punks diesen Gigs einfach fernbleiben
und das Feld diesen Poststeinzeitmenschen überlassen. Wie steht ihr
diesem Trend gegenüber und inwiefern kann bzw. sollte man selbigem
eurer Ansicht nach entgegentreten?
Prelle: Dieser Trend ist absolut erschreckend und überhaupt nicht
zu tollierieren. Oi war noch nie unser Ding und wird es auch nie sein.
In den 10 Jahren hab ich fast nur schlechte Erfahrungen mit solchen Typen
gemacht. Immer wenn irgendwo auf Konzerten vermehrt solche Oi-Skins auftauchen
ist ´ne komische Stimmung und oftmals knallt´s dann auch.
Das ist meist nur blankes Prolltum, was die an den Tag legen und würden
genauso gut in eine Dorfdisco passen, nur das dort andere Musik gespielt
wird. Sobald sich Skins mit eindeutigen Nazi Symbolen oder rassistischen/sexistischen
Sprüchen outen, gehören sie sofort aus dem Saal geworfen. Die
Toleranzgrenze ist mir bei vielen Leuten viel zu hoch.
Es ist schon unglaublich, wieviel Dummheit sich da in unserer "Szene"
so rumtreibt. Ja, ja - hauptsache saufen, Party und oi, oi, oi! Aber jetzt
jeden Skinhead auf Konzerten keinen Einlaß zu gewähren finde
ich zu krass und ist mehr als intollerant.
Roy: Ja, lieber Jan, da wir das alles meistends zusammen erlebt haben,
du kennst ja selber die Antwort ...unpolitisch macht hirntod ...! Also
wir weichen auf andere Konzerte um, wo den Leuten das noch nicht egal
ist. Ich selber finde es mehr als scheiße, daß solche Oi Vögel
sich aufspielen wie die Götter, und nur ein was kennen: die große
Fresse! Ich muß sagen, ich habe auch keinen Bock mehr auf solche
Dinger, nur das kann man leider nicht einfach so ausschalten. Die Unterwanderung
der Dumheit geht immer weiter, aber solange ich weiß es gibt noch
korrekte Leute, gibt es Hoffnung! Und die letzten besuchten Konzi´s
von uns waren eigentlich alle gut , oder?
Eure Heimatstadt Marienberg liegt ja direkt im Erzgebirge, wo nach
meinen Kenntnissen prollige Schlägerhooligans, geistig völlig
abgelutschte Naziskins und im Solarium getoastete Discowichsgesichter
keine Seltenheit darstellen. Hattet ihr in eurer 10000 Seelen umfassenden
Kleinstadt schon einmal Ärger mit soeben aufgezählten Freunden
der geballten Dummheit?
Prelle:Bei
uns gibt es auch haufenweise Discoaffen, Proll´s und Faschowixer.
Wird in Frankenberg sicherlich nicht anders sein. Klar hat man da schon
Ärger gehabt. In den letzten Jahren hat sich das ein bisschen gelegt.
Klar man ist älter geworden und wenn da so´n 15 jähriger
Nazi-Kid rumpöbelt, sollte der mal besser die Beine in die Hand nehmen.
Es gibt aber auch seit so 2 bis 3 Jahren wieder eine ganze Menge an Kid-Punx,
was immer gut nachmittags auf unserem Marktplatz zu beobachten ist. Die
Frage ist nur, wielange die dann dabeibleiben. Hier gibt es ja auch nix,
wo man als Punker hingehen kann oder der es einem vorlebt. Kann ich gut
verstehen, wenn dann viele Kiddies wieder abspringen. Es ist hier in der
Kleinstadt in der Beziehung viel härter als z. B. in ´ner Großstadt
wie Dresden. Irgendwann haben es viele eben satt nur angepöbelt oder
sogar verkloppt zu werden.
Roy: Klar, hatten wir schon. Ich kann mich noch sehr gut dran erinnern,
wo ich mal voll war, hab ich mich auf einer Marktbank zum schlafen gelegt.
Jedenfalls drückt mir so´n Arschloch ´ne Knarre in die
Fresse, war ne´ Gaspistole, ich glaub´s jedenfalls. Das Gefühl
war total ätzend. Den Prelle haben sie mal auf unserem Markt verkloppt
und ich hab nicht viel machen können, auch schon aus der Angst wegen.
Die Leute darf man nicht unterschätzen, denn es gibt leider auch
paar kluge Köpfe bei denen. Die meisten sind aber extrem hohl ...besonders
in Mab. Marienberg hatte dieses Jahr eine NPD Wahlbeteiligung von 12.3
%, unser Nachbardorf lag bei über 20 %!! Die Ausländerfeindlichkeit
ist bei uns hier groß, kann man nicht anders sagen. Die meisten
Leute denken halt nur oberflächlich, ich denke auch in unseren Familien
ist es so.
Nehmt bitte noch kurz Stellung zu folgenden Thematiken:
Punk`s not dead:
Punk`s not red:
Plastic Bomb:
Straigth Edge:
Sexismus:
Die folgenden 10 Scheibchen, durften die in der vergangenen Zeit recht
häufig Bekanntschaft mit meinem Plattenteller machen:
Prelle:
Punk´s not dead: Was soll man dazu großartig sagen. Der Klischee-Spruch
schlechthin. Würde ich persönlich mir nie auf die Jacke schreiben
oder so´n T-Shirt anziehen. Ich fande das als 16 Jähriger schon
peinlich, hab und werde auch nie ein EXPLOITED-Shirt tragen!
Punk´s not red: Vom Inhalt her ist der Spruch ja nicht falsch. Man
denke mal an Zonen-Zeiten zurück, wo Punks von den Kommunisten in
den Knast gesteckt wurden. Da gingen die Weltansichten ja total auseinander.
In der heutigen Zeit ist das alles etwas anders, Punk steht definitiv
links und das ist ja auch richtig so. Trotzdem ist Kommunismus wieder
´ne ganz andere Schiene.
Plastic Bomb: Das wichtigste Sprachrohr im Punkrock Bereich unter den
größeren Zines. Sind meiner Meinung nach immer noch auf dem
Boden geblieben und auch eins der wenigen Zine´s die klare Statements
und Berichte über die zwielichtige Oi-Szene abdrucken!
Straight Edge: Nicht gerade unser "Way of life", hehe. Wer´s
für sich entdeckt hat ist ja OK. Wir wissen ja alle das Drogen sehr
gesund sind, ha ha. Wenn mir aber so´n Heini vorschreiben will was
ich zu konsumieren habe und was nicht, dann hört´s aber auf.
Sexismus: Ist ganz klar scheiße und leider gesellschaftlich viel
zu sehr akzeptiert. Ist auch immer schwierig zu sagen, wo fängt sowas
an. Ist ein dummer Spruch schon sexistisch oder nicht...Ich denke mal,
es kommt drauf an, wie´s gemeint ist und ob der/diejenige sich angepisst
fühlt oder nicht.
Momentane Top 10 auf meinem Plattenteller:
-EXTINCTION OF MANKIND-The nightmare seconds LP
-THE MADMANS-Zwischen den Jahren
LP
-CONSUME/BORN DEAD-Split LP
-ZSD-Ehre & Gerechtigkeit LP
-FROM ASHES RISE-Silence LP
-THE RESTARTS-System error LP
-SENSA YUMA-On You 7"
-THE BRIEFS-Sex Object LP
-LOST WORLD-Everything saids LP
-BEHIND ENEMY LINES-The global cannibal LP
Roy: Punks not dead: Hab ich früher immer auf meine Briefe an Szene
Leute geschrieben. Man war ich kreativ!
Punks not red: Gar nicht so einfach ....
Plastic Bomb: Ich hab denen noch nie was ich raus gebracht habe, zum Besprechen
geschickt und da bin ich sehr glücklich darüber.
Straigth Edge: MINOR THREAT zählen zu den Erfindern dieser Bewegung!
Der Gedanke ist genial, eben daß es auch anders geht.
Sexismus: Jan kennt meine meinung!!! (Anm. Tipper: Aber der geneigte Leser
des Interviews sicherlich nicht!)
Momentane Top 10 auf meinem Plattenteller:
DAMNED-"Feel the pain" von ersten LP
STROHSÄCKE-Dantes Inferno LP
SERENE FALL-The prophet ....LP
AGATHOCLES/DISCULPA-Split LP
TO LOUD TO FAST-Tapesampler
ABRISS WEST/WEHRLOS-Split LP
DISCHARGE-die ersten Singles
KAFKA PROSESS-LP
FEHLFARBEN-1. LP
ZNOUZECTNOST-´87er Demo
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wohl jeder von uns in seinem bisherigen
Dasein schon einmal das ein oder andere eher peinliche Erlebnis durchlaufen
musste, woran oftmals ein etwas zu weit getriebener Konsum alkoholischer
Getränke nicht ganz unschuldig ist. Roy könnte als grandioseste
Punkrock-Kultfigur ever bezüglich dieser Thematik gewiss mehrere
Seiten mit peinlichen Stories füllen, oder?
Prelle:
Ja der Roy ist da sicher die richtige Ansprechperson. Ich halte mich ja
immer etwas zurück, hehe. Mir ist es schon öfters passiert,
daß ich im besoffenen Zustand diverse Leute verwechselt habe, und
diese dann natürlich überhaupt nicht so recht wußten was
ich von denen will. Ich muß zugeben das ich ein sehr schlechtes
Personengedächtniss habe. Dafür klappt das bei den Zahlen ganz
gut, die kann ich mir im Gegensatz zu Gesichtern sehr gut merken! Und
die ganz peinlichen Story´s werde ich sicherlich nicht hier in deiner
Gazette ausbreiten, lieber Jan.
Roy: Ich will mal die Frage so stehen lassen ..weil ich nun schon viele
Ausfälle hatte und wir da auch schon einige Scheiße gebaut
haben und so weiter ...no coment.
Ich
glaube, jeder Mensch trägt gewisse Träume, Wünsche und
Hoffnungen in sich - seien diese nun politischer oder persönlicher
Natur. Ich wäre z.B. überglücklich, mein tristes Dasein
künftig in trauter Zweisamkeit fortführen zu können...
Nun ja, dieser Wunsch wird hoffentlich früher oder später ganz
von selbst in Erfüllung gehen. Welche Träume und Hoffnungen
hegt ihr bezüglich eurer persönlichen Zukunft?
Prelle:
Man, das ist ja auch wieder eine sehr persönliche Frage. Da geht
es mir wohl ähnlich wie dir, Jan. Auch ich würde den eingeschlagenen
Lebensweg in Zukunft mit ´ner weiblichen Person gemeinsam bestreiten
wollen. Da sehne ich mich auch immer mehr danach und ich werde wohl in
Zukunft da auch mehr Kompromisse eingehen müssen. Ansonsten wünsche
ich mir einen ganze Haufen mehr Zeit um mich mehr mit den schönen
Dingen wie das Label, Punkrock und auf Reisen gehen zu verbringen anstatt
jeden Tag auf Arbeit zu vergammeln. Aber so wie´s aussieht wird
es nicht besser werden. Und ab nextes Jahr greift Hartz IV durch und mit
dem einfach mal so für´ne Zeit auf arbeitslos machen ist´s
wohl dann auch vorbei...
Roy: Mein Traum ist näxtes Jahr ein Konzi auf die Reihe zu bekommen,
und auf die näxten 10 Jahre Truemmer-Pogo zuzugehen, und da einiges
besser zu machen wie es bis jetzt gelaufen ist, in jeder Beziehung! Und
ich glaube an die Truemmer-Pogo Band ...irgendwann werden wir kommen!
Dann wünsche ich mir, daß uns unsere Freundschaft, also Prelle,
Jan und mir nicht verlässt. Wie heißt es so schön: "durch
dick und dünn ..." Tja, Ich und Prelle gehen auf die 30ig zu
(Anm. Tipper: Nun übertreib mal nicht
), was wird man sich da
alles so wünschen???
Tja Roy, du bist einer der wenigen Menschen, der einen recht großen
Teil seiner Freizeit in meiner geschätzten Gesellschaft totschlägt
und mich demzufolge recht gut kennen dürfte, zumal wir ja schon einige
Krisensituationen gemeinsam erfolgreich gebacken bekommen haben. Aus diesem
Grund wäre es für mich doch einmal ziemlich interessant, zu
hinterfragen, welche negativen wie auch positiven Charaktereigenschaften
du an meiner Wenigkeit bislang feststellen konntest. Schließlich
dürfte wohl niemand unter uns von sich behaupten, er sei auch nur
annähernd perfekt...
Roy:
Eine schöne Frage. Jan, du weißt ja selber.daß wir uns
auch oft streiten, also haben wir Meinungsverschiedenheiten. Ich finde
es zum Beispiel Scheiße, daß du hinterm Rücken von mir
bei der PROFIT & MURDER-EP mitmachen wolltest! Ich finde du trägst
ziemlich dick auf mit deinem Outfit, will sagen ist auch ein Teil Show
dabei, alter Pranzer! Ich werde ja immer wegen meinem kritisiert von dir.
Aber ich weiß, ich bin auch nicht der beste. Du weißt ja,
wenn einer von uns eine Frau wäre, wären wir wahrscheinlich
verheiratet!!! Gott sei Punk ist es nicht so .........
Noch irgendwelche das Interview abrundete Schlussworte, Grüße
oder Beleidigungen gefällig?
Prelle:
Ich hoffe dieses Geschreibsel hat ein paar da draußen interessiert.
Tut eigentlich ganz gut sich mal ein bisschen was von der Seele zu schreiben.
Das waren ja jetzt wirklich eine Menge Fragen die du uns gestellt hast,
Jan. Damit ist auch alles gesagt. Wir freuen uns definitiv immer über
Post. Kommunikation untereinander ist wichtig und hilft mir persönlich
auch durch diese beschissene Welt zu kommen, wenn ich weiß, daß
da draußen noch mehr sind die genauso denken wie ich. ...........Stay
PuNk,..........Prelle
Roy: Ich muß sagen, nach einigen Stunden des Schreibens hat mir
das Inti doch Spass gemacht. Ich denke die letzten Worte sind die schwierigsten.
Ich sag mal danke für das Frage- Antwort-Spiel. Ich hoffe einige
Leute sind jetzt schlauer geworden aus uns, oder auch nicht. Wenn ich
überlege wie alles einmal angefangen hat, extrem harmlos und jetzt
sitze ich vor meinem Rechner und schreibe über das, was wir aus der
"harmlosen" Sache gemacht haben. Ist schon komisch. Der Grundsatz
lautet aber heute wie damals: es muss weiter gehen! Wir sind noch dabei,
zwar gesellschaftstauglicher und so was ...aber Punk, die Sache, das Ding
hat uns und unser Leben geprägt, beeinflußt, schlauer gemacht,
und irendwo auch glücklicher. Wir sind nicht mehr die jüngsten,
aber wir beißen noch ...schreibt uns!
Wir sehen uns auf dem näxten Konzert. Ich grüße alle ...(muß
mal demnäxt ´ne Grußliste schreiben, habe aber Schiß
davor, jemanden zu vergessen oder so, deshalb findet man nie eine bei
meinen letzten Veröffentlichungen, sorry) .........stay DIY friendship!!.......Roy
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